In der Hochheimer Zeitung Nr. 11/51. Jahrgang vom 14.03.2003 erschien folgender Beitrag auf Seite 1:
Die Freie Wählergemeinschaft Hochheim und Massenheim (FWG) hatte am Dienstagabend zu einer offenen Fraktionssitzung in die Gaststätte der Jahnturnhalle eingeladen. Das Thema der Veranstaltung stand unter dem provokanten Titel "Stinkt es nun in der Südstadt oder stinkt es nicht?". Eine Frage, die in der "Hochstadt" immer wieder diskutiert wird, wenn sich der Verein für Lebensqualität in der Südstadt zu Wort meldet und für die Einhausung der Kläranlage zur Abstellung der Gerüche plädiert. Und Meinungen von Bürgern, die sich nicht in dem Emmissionsfeld aufhalten müssen, liegen meist eher emotionale Befindlichkeiten denn sachliche Argumente zugrunde. Gerade um letztere in den Blickpunkt der öffentlichen und politischen Diskussion zu stellen, diene dieser Abend, hob der FWG-Fraktionsvorsitzende Matthias Leichner hervor. Er hatte als Referenten zu der Thematik "Gestank in der Südstadt" den Vorsitzenden des Vereins für Lebensqualität Jürgen Schnorr eingeladen. Mit ihm kamen zahlreiche Bewohner aus dem Süden Hochheims, um mit ihrer Präsenz den anwesenden FWG-Politikern den Ernst der Lage zu verdeutlichen. "Wir führen seit mehr als drei Jahren eine Auseinandersetzung um die Herstellung einer Lebensqualität, wie sie jeder andere Hochheimer Bürger genießen kann", erklärte Schnorr. Der derzeitige Stand der Dinge lasse ihne aber wenig optimistisch nach vorne schauen. Aufgrund des laufenden Beweissicherungsverfahrens, bei dem der Bauträger Wilma und die Stadt Beteiligte sind, verweigert der Magistrat das Gespräch mit dem Verein. Dabei will Schnorr, der 89 Mitglieder - meist junge Familien - vertritt, die im Langen Sand ein Haus bezogen haben, konstruktive Vorschläge unterbreiten, wie das Problem zu lösen sei. Schnorr ließ in seiner Powerpoint-Präsentation die Geschichte mit den Geruchsproblemen Revue passieren. Dabei konnte er belegen, dass die Geruchsemmissionen, die durch Gutachter und später durch die Protokolle der Bewohner über den gesetzlich zulässigen Höchstwerten liegen. Selbst der Gutachter Habenicht, der damals das Gutachten erstellte, auf dessen Grundlage die Stadtverordnetenversammlung dem Bebauungsplan zustimmte, habe in seiner 139-seitigen Expertise, zwar ein wenig versteckt, zugegeben, dass die gemessene Geruchsbelastung in drei Beurteilungsflächen im Südwesten des Gebietes über den Grenzwerten liege. Danach hätte folglich kein Wohngebiet ausgewiesen werden dürfen. Statt dessen fiel wie ein Wunder die Idee eines Geruchsschutzwalls vom Himmel, der keiner wissenschaftlichen Begründung zur Verhinderung von Geruchsemissionen stand hält.
Eine Bepflanzung des Walls mache zudem keinen Sinn. Durch seine Verdichtung gehe dort jede Pflanze ein und die Gelder, die aufgebracht werden müssen, könnte man ebenso verbrennen.
Schnorr unterbreitete den FWG-Politikern den Vorschlag, zu prüfen, wo es in der Kläranlage stinke, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Eine solche Analyse würde 8000 € kosten. Der Verein sei bereit, wenn die Stadt sich wirklich für eine konstruktive Lösung und Zusammenarbeit entschließe, das noch laufende Verfahren am Verwaltungsgericht in Frankfurt einzustellen und das eingesparte Geld etwa 100000 € zur Verfügung zu stellen. Schnorr rechnete vor, dass aus dem Topf zur Förderung Hochheimer Familien noch 125000 € vorhanden sind, die die Stadt für eine Einhausung einsetzen könnte. Zusätzlich kämen bei Wegfall der sinnlosen Pflanzmaßnahmen und Pflege des Geruchswalls 175000 € durch den Bauträger hinzu. Der Verein wäre sogar bereit, die weitere Pflege des Walls, wie sinnvoll sie auch immer sein mag, selbst in die Hand zu nehmen. Nach Rücksprache mit Fachleuten aus wissenschaftlichen Instituten, so Schnorr, könnten sich die Kosten für eine Einhausung der Kläranlage zwischen 250000 und 550000 € belaufen. Doch um genaue Zahlen zu ermitteln, sei eine Emissionsanalyse der Kläranlage notwendig. Und die koste besagte 8000 €.
Die anwesenden FWG-Mitglieder versprachen zu beraten, ob sie dies zu einem Antrag im Stadtparlament zu erheben. Derweil geht der Vorsitzende des Vereins für Lebensqualität in der Südstadt on Tour und stellt seine fundierte Präsentation den anderen Fraktionen vor. Vielleicht wird es ja dann möglich sein, parteiübergreifend eine Lösung herbeizuführen, die die Bewohner dieses Wohngebiets nicht mehr zu Hochheimern zweiter Klasse abstempelt. jk"